Wir weisen auf folgende Veranstaltungsreihe hin, die die bisherige Debatte über Nationalismus fortführen will:
Von Lichterketten und anderen Aufständen
Nach Zusammenschluss der BRD und DDR sowie zahlreicher rassistischer Gewaltübergriffe auf Migrant_innen in den Jahren nach 1989 entstanden innerhalb der radikalen Linken Debatten über die Gefahr eines „Vierten Deutschen Reichs“. Mittlerweile stehen solche Prognosen nicht mehr zur Diskussion. Deutschland hat sich „modernisiert“. (mehr…)
Am Sonntag, den 25.10.2009, verhinderten Antisemitinnen und Antisemiten gewaltsam eine vom Hamburger Programmkino b-movie und der Gruppe Kritikmaximierung geplante Vorführung von Claude Lanzmanns Film »Warum Israel«.
Wie viele andere Gruppen oder Einzelpersonen denken auch wir, dass dies ein Vorfall war, der nicht hinzunehmen ist und rufen deshalb dazu auf, sich deutlich gegen Antisemitismus – auch gegen den von links – zu positionieren.
Am 13.12.09 soll der Film im b-movie gezeigt werden – und das darf nicht ein zweites Mal verhindert werden. Um die Angreiferinnen und Angreifer vom 25.10. politisch zu isolieren und eine Wiederholung ihres antisemitischen Gewaltspektakels zu verunmöglichen, rufen wir innerhalb des breiten Bündnisses gegen Hamburger Unzumutbarkeiten zu einer Demonstration zum b-movie auf.
Auftaktkundgebung: 13.30 vor der Roten Flora
Abschlusskundgebung: 15.00 vor dem B-Movie
Mit mehreren Aktionen wurde dem diesjährigen Volkstrauertag begegnet.
An der Kundgebung am Columbiadamm (Aufruf hier) nahmen ca. 100 Personen teil. Das „Heldengedenken“ wurde durch die fröhliche Musik von den Lautsprecherwagen und mehrere gute Redebeiträge gestört. Der Redebeitrag der Gruppe …nevergoinghome. kann hier nachgelesen werden.
Bereits am Vortag fand die Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Lilienthalfriedhof statt. Als alle Gäste schweigend auf den Beginn der Zeremonie warteten, tauchte jedoch zuerst Pink Rabbit auf und brachte etwas Leben und Farbe zwischen grauberockte und fackeltragende Soldaten.
Beim Pink Rabbit begründet man die Aktion folgendermaßen: „Aus unserer Sicht geht es hier nicht um Trauer, sondern um die Legitimierung militärischer Gewalt. Die Veranstaltungen dienen gewollt oder ungewollt der Verdrängung der nationalsozialistischen Verbrechen. Wir glauben, dass ein Soldatenfriedhof kein Ort der Trauer sein kann, wir glauben, dass der Volkstrauertag kein geeigneter Tag des Gedenkens ist und wir meinen vor allem, dass Stiefel, Uniform und Fackeln ungeeignete Bekleidung für das Betreten eines Friedhofs sind.“
Am Volkstrauertag selbst war Pink Rabbit wieder vor Ort und legte nach dem Bundespräsident und den Vertreter_innen aller Verfassungsorgane selbst einen Kranz nieder, auf dem „Möhrenkränze statt Volkstrauertag“ zu lesen war. Für diese öffentliche Bekundung von Trauerverweigerung wurde das Rabbit vor den Augen vieler verwunderter Tourist_innen und Passant_innen von der Polizei abgeführt.
Zuvor hatten seine Freund_innen bereits spontan ein Transparent gezeigt und der schaulustigen Menge ihre Sicht auf die Geschichte mit Sprechchören mitgeteilt. Insbesondere ältere Menschen reagierten erbost.
Video, weitere Fotos und Flugblatt zur Aktion wie immer auf www.pink-rabbit.org.
Infoveranstaltung zum Volkstrauertag und zum Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge
Wir informieren über den in jedem Jahr im November stattfindenden Volkstrauertag (dieses Jahr am 15.11) und der Organisation, welche diesen Feiertag in der Weimarer Republik mit revanchistischer Stoßrichtung etablierte und sich auch heute traditionsbewusst in dieser Hinsicht zeigt: der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK). So hat hier die Relativierung der Geschichte Methode und aus deutschen Tätern können unter der Prämisse: „Versöhnung über den Gräbern“ auch mal schnell deutsche Opfer werden.
Das „Heldengedenken“ auf dem Garnisonsfriedhof Columbiadamm ist ein jährliches Ritual rechter, rechtsradikaler, reaktionärer und nazistischer Vereine und Verbände, das am sog. „Volkstrauertag“ stattfindet. Zu diesem Tag treffen sich Reservisten der Deutschen Bundeswehr, reaktionäre Traditionsverbände, Burschenschaften, Alt- und Neonazis, um der im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten zu gedenken und sie als „Helden“ zu verehren.
Zwar ist es durch antifaschistische Proteste zuletzt gelungen, die Veranstaltung gesellschaftlich zu isolieren und Vertreter_innen der „Demokratischen Parteien“ (noch 2006 legte der FDP-Bezirksverband Neukölln einen Kranz nieder) und der Bundeswehr eine Teilnahme unmöglich zu machen. Auch ging die Zahl der Teilnehmer_innen in den letzten Jahren zurück. Trotzdem ist es bis heute nicht gelungen, diesem nationalistischen, reaktionären und geschichtsrevisionistischen Treiben ein Ende zu bereiten. Daher gilt es auch dieses Jahr, der Veranstaltung lauten und unversöhnlichen Protest entgegenzubringen.
Unserer Protest gilt aber nicht dieser reaktionären Veranstaltung allein, sondern dem Volkstrauertag auch in seiner zivilgesellschaftlichen Form, wie sie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der offizielle Staatsakt zeigt. Keine Träne für deutsche Täter.
Trotz erheblicher Differenzen mit dem Aufruf der TOP zur Antinationalen Demonstration am Samstag, den 07.11. unterstützen wir das Anliegen einer breiten Mobilisierung für einen Protest gegen die Wendefeierlichkeiten. Die Gründe dafür haben wir zusammen mit der Naturfreundejugend Berlin in einem eigenen Aufruf zusammengefasst, der hier nachgelesen werden kann. Alternativ als pdf zum download.
Außerdem möchten wir nochmal auf die Radiodebatte beim fsk verweisen, bei der die TOP sich der Kritik stellt. Der Diskutant von nevergoinghome vertritt dabei allerdings eine Auffassung, die nicht von allen aus unserer Gruppe geteilt wird. Wir hoffen, dass die Diskussion (ein guter Überblick über die bisherige Debatte findet sich hier und hier) weitergeführt wird und werden uns auch daran beteiligen.
Kommt alle zur Antinationalen Demonstration am 07.11.09, 16:00, am Checkpoint Charly!
Ebenfalls erschienen ist die erste Broschüre aus der Reihe „In Remembrance of…“ der autonomen neuköllner antifa (ana). Sie beschäftigt sich mit den „Widerlichkeiten des deutschen ›Heldengedenkens‹“. Die Broschüre liegt an einschlägigen Orten aus und informiert detaillreich über den Friedhof am Columbiadamm, die Denkmähler, die dort stehen und das jährliche Ritual am Volkstrauertag.
Am 17.06.09 waren wir auf einer Veranstaltung im Rahmen der antinationalen Kampagne des UmsGanze-Bündnisses vom antifa AK cologne in Köln eingeladen.
Dort diskutierten wir zum Thema „Stauffenberg – Sinnstifter der Nation?“, mit einem Vertreter der autonomen antifa [f] aus Frankfurt.
In der Ankündigung wurde u.a. folgendes versprochen:
Die Berliner Gruppe nevergoinhome wird in einem Inputreferat über die Bedeutung von nationalen Helden und Myten, die Diskurse, in denen diese auftauchen, und welche Zwecke und Bedeutungen diese haben, eingehen – und was das alles mit Nationalismus zu tun hat.
Die Frankfurter Gruppe Antifa F wird in ihrem Inputreferat darlegen, wie aus den wiederkehrenden Bedrohungslagen gesellschaftlicher Konkurrenz sich die Ideologie nationaler Schicksalsgemeinschaft klassenübergreifend als vermeintlich vorpolitische und außerökonomische Anspruchsgrundlage auf Solidarität und staatliche Fürsorge in der Not entwickelt.
In der Diskussion entwickelte sich eine spannende Auseindersetzung um die Relevanz von Geschichtspolitik und Antinationalismus.
Das ganze gibt es jetzt hier in voller Länge als Mitschnitt zum download (ca. 100 MB).
Eine Kritik am Stauffenberggedenken stößt auch lange nach „Operation Walküre – das Stauffenbergattentat“ auf Interesse. Wir haben für Ende des Jahres zwei Einladungen erhalten.
Zum einen werden wir einen Workshop zum Thema „Stauffenberg im deutschen Erinnerungsdiskurs“ auf dem Kongress des Bundesarbeitskreises Kritischer Juragruppen (BAKJ) am Freitag, den 29.10.2009 um 15:00 Uhr in der Rütli-Schule, Berlin Neukölln.
Das Berliner Bündnis gegen die Wendefeierlichkeiten ruft zu einem Aktionswochenende und einer bundesweiten Demo am 07.11.2009 anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Mauerfalls und dessen nationaler Feier als Sieg des Kapitalismus in der Systemkonkurrenz unter dem Titel: „Es gibt kein Ende der Geschichte“. Am 31.10. gibt es dazu ein Workshopwochenende zu Scheitern und Zukunft des Kommunismus.
Am 20.09.09 lud der Bund der Vetriebenen zu einem Festvortrag zum Thema: „Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel – 60 Jahre Vertriebenenpolitik“. Es redeten neben Erika Steinbach auch Innenminister Wolfgang Schäuble und der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte und Berufsrevisionist Horst Möller.
Allerdings lud sich der BdV nicht nur die Vortragenden und ein interessiertes Publikum ein, sondern zugleich auch unseren Protest. Pink Rabbit und …nevergoinghome hatten dem BdV einen herzzerreißenden Brief geschrieben, in dem sie sich als Enkel von Vertriebenen ausgaben, die von ihren 68er-Eltern der Erinnerung an die Heimat beraubt worden waren. (mehr…)
Auch am diesjährigen Protest gegen das öffentliche Gelöbnis vor dem Reichstag beteiligte sich …nevergoinghome mit einem Transparent und einem Redebeitrag. Dies war auch bitter nötig. Ein Bezug auf Geschichte war diesmal in nur einer Rede überhaupt hergestellt worden. Hier jedoch enttäuschte uns der Vertreter des VVN/BdA zutiefst, indem er einen positiven Bezug auf Stauffenberg herstellte. Wo sind die Antimilitarist_innen geblieben, die früher solide Arbeit bei der Stauffenbergkritik geleistet haben?
Guttenbergs Festgeschwurbel
Dass der 20. Juli nach wie vor – und gerade am 65. Jahrestag des Attentats – wieder für alle möglichen ideologischen Zwecke in Stellung gebracht wird beweist gut die Rede von Theodor zu Guttenberg. Er verdiente sich damit sicherlich den Schwurbel-Preis.
Für Freiheit, Recht und Menschenwürde haben die Widerständler um Graf Stauffenberg ihr Leben eingesetzt, es geopfert und dennoch ein ehernes Fundament für Leben gesetzt. Für unser – vielleicht allzu oft beklagtes – Leben, auch das meiner Generation.
Das Leben fürs Vaterland geben, ein fettes Lob dafür fast gleich zu Beginn. (mehr…)
Besonders aufmerksam machen wollen wir aus Gründen der Eigenwerbung auf das Abschlusspanel der Veranstaltungen:
Erinnerungspolitische Interventionsmöglichkeiten im „Supergedenkjahr ‘09″.
Gemeinsam mit anderen Gruppen und Initiativen, die sich auf dem Feld der Erinnerungspolitik tummeln, wollen wir bisherige Erfahrungen, Ansätze und Kampagnen sowie deren Erfolge und Misserfolge diskutieren. Das soll in einen Austausch über Strategien linker Intervention im Bereich der Erinnerungs- und Geschichtspolitik im „Gedenkjahr ‘09“ und darüber hinaus münden.