20. Juli 2010 // 19.00 Uhr // Kulturcafe Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum.
„Nationalheld Stauffenberg – Wie mit Geschichte Politik gemacht wird“
Vortrag der Gruppe …nevergoinghome
Die Grenzöffnung zwischen den beiden deutschen Staaten war der Beginn einer neuen Phase, in der sich Deutschland als Nation feiert, auf die sich positiv bezogen werden kann. Das Problem dabei ist, dass mit zwei begonnenen Weltkriegen, dem Nationalsozialismus und der Shoah als Vergangenheit so umgegangen werden muss, dass das positive Selbstbild darunter nicht leidet.
Für solche Zwecke ist die Figur Stauffenberg wie geschaffen: Stauffenberg und das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 stehen paradigmatisch für den „Deutschen Widerstand“ gegen den Nationalsozialismus. Dass Stauffenberg selbst lange Anhänger des Nationalsozialismus und Antisemit gewesen ist und bis zu seinem Tod ein erklärter Feind der Demokratie, wird mittlerweile zugegeben. Jedoch wird gerade die späte Abkehr vom Nationalsozialismus als vorbildlicher Lernprozess gedeutet, in dem sich das heutige Selbstverständnis der Deutschen als „Weltmeister der Vergangenheitsbewältigung“ spiegelt. Diese „Bewältigung“ geht allerdings immer Hand in Hand mit Strategien der Entlastung. Eine Entlastungsstrategie stellt dabei die Identifikation mit Stauffenberg dar. Die Geschichte des 20. Juli wird dabei als Ausdruck und Existenzbeweis eines angeblich „anderen“ Deutschlands präsentiert. Stauffenberg soll dabei ein Beispiel geben für angeblichen „guten“ deutschen Militarismus und Nationalismus, in dessen Tradition sich damit gestellt werden kann. Neben der Deutung des 20. Juli, die an die Erzählung von der modernen aufgeklärten Nation angknüpft, werden mit Stauffenberg daher auch immer wieder reaktionäre Werte wie Vaterlandsliebe, Militarismus und Opferbereitschaft aufgerufen – insbesondere bei den jährlichen öffentlichen Rekrutenvereidigungen der Bundeswehr am 20. Juli. Damit wird er gerade heute wichtig, wo Soldaten wieder für Deutschland sterben.
Ziel des Vortrags soll nicht nur eine historische Richtigstellung der aktuellen Deutung des 20. Juli sein. Vor allem geht es darum, die Funktionsweise, den nationalistischen Fokus und die politischen Konjunkturen geschichtspolitischer Diskurse anhand deren Wandels am Beispiel des Erinnern an den 20. Juli von 1950 bis heute aufzuzeigen.
Der Referent war offensichtlich mangelhaft vorbereitet. Die Mehrzahl der Anwesenden kritisierte sowohl sein mangelndes Fachwissen als auch die fehlende Eloquenz. Auf Sachfragen wurde rein ideologisch geantwortet, Fakten wurden verdreht oder absichtlich fehlinterpretiert, nur um in das Weltbild des Referenten zu passen. Zurecht unterlag er bei der anschließenden Diskussion einer zahlenmäßig wie geistig überlegenen Mehrheit. Ich wünsche ihm eine gute Heimreise nach Ostberlin!